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Freenet-Chef Christoph Vilanek im Gespräch
Sieg für Freenet in der Sunrise-Schlacht, deren Ziel es war, eine Kapitalerhöhung zu platzieren, um die UPC Schweiz zu kaufen. Das Vorhaben der Schweizer ist gescheitert, weil die Aktionäre die Transaktion mehrheitlich abgelehnt hatten. Vorsorglich wurde die Generalversammlung abgesagt. „Wir sind natürlich mit diesem Ergebnis zufrieden und freuen uns, dass viele Aktionäre unsere negative Sicht auf die Transaktion teilten“, sagt Freenet-Chef Christoph Vilanek im Gespräch mit der Vorstandswoche.
Die großen Champagnerkorken hat der CEO aber noch nicht knallen lassen. Formaljuristisch ist der Deal nicht tot. „Ich gehe davon aus, dass er nicht stattfinden wird. Das hat das Management von Sunrise auch eindeutig gesagt. Ich wünsche mir, dass alle Beteiligten den Willen der Aktionäre respektieren, auch wenn der Kampf in den letzten Wochen mit harten Bandagen geführt wurde.“ Freenet hatte harte Gegner. Für Sunrise waren zahlreiche Banken aktiv, um den Deal durchzuboxen. Peter Kurer, Präsident des Verwaltungsrates, ist zudem ein harter Hund und mit allen Wassern gewaschen. Er ist ein durchweg chemisch gereinigter Manager. Problematisch ist nur, dass Kurer keine Aktien an Sunrise hält und es auch gar nicht klar ist, ob er überhaupt nennenswerte, größere Anteilseigner vertritt. Er sollte zügig Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Da „go big“ auf Kosten der Aktionäre nicht geklappt hat, sollte Kurer nun Einsicht zeigen und sich „go home“ zu eigen machen und in die wohlverdiente Rente gehen. Sogar die eigentlich recht zurückhaltende Presse in der Schweiz hat Kurer regelrecht zerlegt. Vilanek wollte sich zur Personalie Kurer nicht konkret äußern. „Ich wüsste, was ich an seiner Stelle tun würde.“
Komplett zurücklehnen kann sich Freenet aber noch nicht. Der Kaufvertrag zur Übernahme von UPC von Liberty Global existiert noch und bleibt bis Ende Februar 2020 in Kraft, sofern er von den Parteien nicht gekündigt wird, was eine Konventionalstrafe zur Folge hätte. Solange der Vertrag aktiv ist, könnte Kurer noch ein unbekanntes Ass aus dem Ärmel ziehen und bei einer Restchance auch nicht freiwillig zurücktreten. Spannend wird sein, wie Liberty Global reagiert. Sollten sich die Amerikaner dafür entscheiden, das Aktienpaket an Sunrise von Freenet zu kaufen, könnten sie den Deal durchziehen, und er würde sich vermutlich immer noch gut für sie rechnen. „Das ist Spekulation. Bis heute ist keiner an uns herangetreten“.
In den letzten Monaten war Freenet aufgrund der Sunrise-Causa ein beliebtes Thema in der Presse. Die Hamburger haben aber auch noch ein operatives Geschäft. Hier läuft alles nach Plan. „Unser 3. Quartal ist ganz ordentlich verlaufen. Kein strahlendes Quartal, aber angesichts eines sehr umkämpften Umfeldes durchaus erfreulich“, sagt Vilanek. Im Bereich Mobilfunk, vor allem im Postpaid-Kundensegment, hat das Unternehmen im Q1 34 000 Kunden und im Q2 knapp 28 000 Kunden verloren. Im Q3 lief es besser, es konnten wieder neue Kunden gewonnen werden. Freenet schlägt sich in dem Bereich weiterhin tapfer. Im Bereich waipu.tv hatte das Unternehmen zum 30. Juni mehr als 330 000 zahlende Kunden in der Pipeline. „Die Entwicklung von waipu.tv ist erfreulich. Wir haben unser Jahresziel von 350 000 zahlenden Abonnenten bereits erreicht.“
Für das Gesamtjahr 2019 bekräftigt Vilanek die Prognose, ein EBITDA ohne positive Sunrise-Effekte von 420 bis 440 Mio. Euro zu erreichen. Nach unseren Berechnungen wird Freenet in diesem Jahr in etwa ein EBITDA von ca. 425 Mio. Euro erreichen. Den Free Cashflow erwarten wir unverändert in der Spanne zwischen 240 und 260 Mio. Euro. Für das Jahr 2019 wird das Unternehmen den Aktionären unverändert eine Dividende von 1.65 Euro pro Aktie ausschütten. „Es gibt keinen Grund, an diesem Versprechen Veränderungen vorzunehmen.“ Mittel- bis langfristig ist es allerdings schon fraglich, ob die Dividende derart hoch ausfallen muss. Bekanntlich „verliert“ Freenet pro Jahr im EBITDA des Mobilfunkgeschäfts einen Betrag von ca. 10 Mio. Euro, weil der Markt umkämpft und gesättigt ist. Die neuen Bereiche können diesen Rückgang nur bedingt kompensieren. waipu.tv ist zwar auf Fixkostenbasis schon profitabel, aber Vilanek will in dieses Geschäft weiterhin stark investieren. „Unser Ziel sind mindestens 1 Mio. Kunden. Das müssen wir auch erzielen, um eine nennenswerte Größenordnung für uns zu erreichen. Dieses Wachstum wird Geld kosten.“ In der Summe schätzen wir, dass Freenet in der Zukunft auch weiterhin ein EBITDA von mehr als 400 Mio. Euro zeigen kann und einen Free Cashflow von über 220 Mio. Euro. Steigerungen darüber hinaus sehen wir in 2020 und 2021 zumindest nicht. Die Auszahlung der Dividende kostet den Konzern über 210 Mio. Euro. Es erscheint fraglich, ob ein Unternehmen jedes Jahr den gesamten Free Cashflow an die Anteilseigner verteilen muss. Etwas weniger würde durchaus reichen, wenn die Differenz in die Schuldentilgung geht oder in neues Geschäft investiert wird. Per Ende Juni belaufen sich die Finanzschulden adjustiert um die Beteiligungen an Sunrise und Ceconomy auf fast 1 Mrd. Euro. Wir empfehlen Freenet ab 2020, also in 2021, die Dividende auf 1.50 Euro je Aktie anzupassen. Das ist immer noch eine knackige Dividendenrendite von über 7 %.
Unsere jüngsten Kaufempfehlungen plus die Dividende in 2019 haben sich inzwischen deutlich bezahlt gemacht. Wir raten, weiter in der Aktie investiert zu bleiben.
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