Exklusivmeldungen
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CEO Markus Braun im Gespräch
Haar, 29. April 2019 - „Ich bin gerne an der Börse“, sagte Wirecard-CEO Markus Braun bei unserem Besuch auf der Bilanzpressekonferenz in München - trotz der vergangenen Wochen, die aufgrund der Attacken der Financial Times durchaus turbulent waren. Neu sind derartige Angriffe für Braun allerdings nicht. Seit dem Jahr 2008 muss sich Wirecard immer wieder mit verschiedenen Angriffen und Vorwürfen auseinandersetzen. Bisher ist Wirecard jedoch aus diesen Situationen immer wieder gestärkt hervorgegangen.
Auch dieses Mal stehen die Sterne wohl gut für den CEO, der als einziger unter den Firmenchefs im DAX nennenswert an „seiner“ Firma beteiligt und zumindest auf dem Papier Milliardär ist. Mit dem geplanten Einstieg der japanischen Softbank bei Wirecard ist Braun ein echter Coup gelungen. Wir sehen die Transaktion auch als Brauns besten Deal seit seinem eigenen Einstieg als Vorstand bei der Wirecard vor über 15 Jahren an. Wie wir aus dem Umfeld von Softbank erfahren, kam der Kontakt zu Wirecard vor etwa 2 Monaten zustande. Braun war ganz heiß auf eine enge Partnerschaft mit den Japanern. Der CEO erkannte schnell, dass eine Partnerschaft mit Softbank das eigene Wachstum nochmals deutlich beschleunigen kann. Die Japaner werden Wirecard beim Markteintritt in Japan und Südkorea unterstützen. Zudem ist es das Ziel, dass Wirecard bei den globalen Portfoliounternehmen von Softbank mit seinen Zahlungsdienstleistungen zum Zuge kommt und damit das eigene Kundenportfolio deutlich ausweitet. Softbank ist beispielsweise an Uber, DiDi und Grab beteiligt, die solche Lösungen benötigen. Softbank war durchaus bereit für eine enge operative Kooperation. Im Gegenzug verlangte Softbank jedoch eine Beteiligung an Wirecard. Braun bestätigte, dass Wirecard eigentlich „kein Geld“ benötigt, und die
Japaner die Kooperation nur vereinbarten, wenn sie eine Beteiligung erhalten. Die Summe von 900 Mio. Euro war Wunsch von Softbank. Der Einstieg erfolgt über eine Wandelanleihe bei einem Wandlungspreis von 130 Euro, einem Kupon von 1.9 % und einer Laufzeit von 5 Jahren. Die Transaktion steht unter der Bedingung, dass die Hauptversammlung am 18. Juni die Zustimmung erteilt, weil die entsprechenden Beschlüsse aktuell nicht vorhanden sind. Da Wirecard das Geld eigentlich nicht braucht, stellt sich die Frage der Verwendung: Braun könnte das Geld nehmen, um Kredite zu reduzieren oder um wieder mehr Gas auf der Akquisitionsseite zu geben. Beides offen.
Nach einer möglichen Wandlung wird Softbank am DAX-Konzern einen Anteil von mehr als 5 % halten. Eigentlich ist eine solche Beteiligung für die Japaner zu wenig. Wie zu hören ist, kann sich Softbank eine Erhöhung der Beteiligung auf mindestens 10 bis 15 % vorstellen. Die Entscheidung für einen Ausbau soll nach der Hauptversammlung fallen; weitere Käufe dürften dann direkt über die Börse erfolgen, entnehmen wir unseren Quellen. Softbank nimmt die Beteiligung an Wirecard durchaus ernst. Natürlich ist das Investment eines von Vielen im Portfolio von Softbank-Gründer und CEO Masayoshi Son. Aber die Japaner haben sicherlich kein Geld, um es aus dem Fenster zu schmeißen, auch wenn in der Vergangenheit das eine oder andere Investment von Son schiefgegangen ist. Das liegt übrigens in der Natur eines breiten Portfolios. Für Aktionäre das Wichtigste: Die Beteiligung ist ein Ritterschlag und dürfte Wirecard von allen Vorwürfen entlasten. Denn Masa, wie seine Mitarbeiter ihn nennen, hat die Beteiligung über eine Due Diligence intensiv geprüft. Weder die wirtschaftlichen noch die rechtlichen externen Berater für Softbank in dieser Transaktion zogen die rote Karte. Natürlich wurden vor allem auch die Vorwürfe der Financial Times intensiv unter die Lupe genommen. Auch hier war das Ergebnis für Wirecard positiv. Weder die Vorkommnisse in Singapur störten Softbank noch die Themen in Indien, an denen sich beispielsweise Robin Crispin William Odey, Hedgefonds-Manager von Odey Asset Management, abarbeitet. Natürlich sind für Wirecard die Vorgänge in Singapur unschön. Aber derartige Themen hat beispielsweise die Deutsche Bank fast im „Wochentakt“. Zumal das Volumen in Singapur in Bezug auf den gesamten Umsatz von Wirecard fast schon lächerlich wirkt.
Für das Jahr 2019 erwartet Braun ein EBITDA zwischen 740 und 800 Millionen Euro. „Wir sind sehr stark ins neue Jahr gestartet“, so Braun. Auf Nachfrage der Vorstandswoche, wann die Prognose erhöht wird, wollte er sich nicht festlegen. „Ich sehe den Mittelwert unserer Prognose schon heute als Basis an. Unsere Pipeline ist auch für das 2. Halbjahr bereits extrem gut gefüllt. Wir stehen vor einem kraftvollen, organischen Wachstum in 2019 und erwarten ein starkes Jahr.“ Gut möglich, dass die Prognose nach Veröffentlichung der Zahlen für Q1 zumindest eingegrenzt und im späteren Jahresverlauf erhöht wird. „An unserer Wachstumsstory hat sich in den letzten Wochen überhaupt nichts verändert. Wir spüren durch die verschiedenen negativen Berichte bisher gar keine negativen Auswirkungen auf unser Geschäft.“
Wir waren in letzter Zeit nicht mehr die allergrößten Fans von Wirecard. Das hing im Wesentlichen an der sportlichen Bewertung, die „dank“ der Financial Times inzwischen etwas korrigiert wurde. Nachdem wir in 2004 die Ersten waren, die Wirecard im Zuge der Einbringung in InfoGenie entdeckt hatten und schon 2017 den DAX-Aufstieg richtig vorhersagten, empfehlen wir das Papier jetzt wieder zum Kauf.
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